| „Sie werden sich wundern!“

Die Spielzeit 25.26 im Theater Aachen

Die kommende Spielzeit am Theater Aachen verspricht wieder unerwartete und aufregende Inszenierungen, die das Publikum zum Staunen bringen. Seit jeher ist die Bühne am Theaterplatz ein Ort des Wunders, an dem Gewohntes hinterfragt und Neues gefeiert wird, an dem Welten erschlossen werden, die mit einer rein rationalen Sichtweiseverborgen blieben. Umso mehr in einer Zeit wie dieser, in der die Welt oft unvorhersehbar scheint. Das Theater Aachen greift dies in der neuen Spielzeit auf und setzt mit dem Thema »Wundert Euch!« ein starkes Zeichen: für die Kraft der Kunst, für die Freude an der Überraschung und für ein Theater, das dazu einlädt, die Welt mit neuen Augen zu betrachten. »Das Theater ist ein Ort der Verwandlung. Ein Raum, in dem wir über uns hinauswachsen, durch Zeiten und Welten springen, die Gegenwart befragen. In dieser Spielzeit gehen wir durch Spiegel, brechen mit Erwartungen, springen durch Zeiten und Stile. ›Wundert Euch!‹–das ist nicht nur unser roter Faden, sondern ein Versprechen, dass die Gewohnheit durchbrochen wird«, so Generalintendantin Elena Tzavara.

Wundervolles im Musiktheaterspielplantheater aachen

Zur Eröffnung des Musiktheaterspielplanes Mitte September 2025 entstehen neue Welten mit dem bezaubernden Musicalklassiker »My Fair Lady« von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner und in der Inszenierung von Elena Tzavara, in großer Vorfreude auf die Weltreiterspiele 2026 in Aachen. Um einen die Liebe entfachenden Wundertrank geht es in Gaetano Donizettis »L’elisir d’amore«,eine Oper, die nicht nur mit dem fingierten Liebestrank, sondern auch mit innigen Melodienberauscht. Ein Wiedersehen gibt es mit dem wunderbaren Joan Anton Rechi, dem Regisseur der Aachener Erfolgs-Produktion »Sweeney Todd«, der die Oper inszenieren wird. Ein »intimes, aber starkes Drama« suchte Pjotr Iljitsch Tschaikowsky und fand es in Puschkins Versroman »Eugen Onegin«. Er verwandelte die Vorlage in ein lyrisches Kammerspiel, in dem eineunbändige Liebe, scharfe Zurückweisung und ein tödliches Duell die Gefühlswelten junger Menschen wundersamer schüttern. Zur Freude aller kommt der Tanz ans Theater Aachen zurück, in einer Gemeinschaftsproduktion zwischen dem schrittmacher Festival und dem Theater Aachen: In der »Johannes-Passion« von Johann Sebastian Bach treffen gewaltige Chormusik und die barocke Expertise des Sinfonieorchester Aachen auf eine Tanzkompanie und ihre zeitgenössische Tanzsprache. Um das Wunder, das entsteht, wenn man Opern-Tradition und Experiment mit Elementen wie Live-Elektronik mischt, geht es im Ingeborg-Bachmann-Jahr2026.Zuihrem 100. Geburtstag bringt das Theater Aachen die erste Opern-Adaption ihres einzigen fertiggestellten Romans »Malina« zur Uraufführung. Als eine »Lichtspieloper« kommt Béla Bartóks musikalischer Psychothriller »Herzog Blaubarts Burg« mit den Mitteln des Films ins Große Haus, und auch die Ko-Produktion mit der Hochschule für Musik und  Tanz Köln bringt eine ganz besondere Farbe in den Spielplan: Giacomo Puccinis Einakter »Suor Angelica« wurde ausschließlich für Frauenstimmen komponiert. Ein Zeichen für die Menschlichkeit und gegen das Vergessen setzt der Kinder und Jugendchor Aachen mit Hans Krásas Kinderoper »Brundibár«.1941 in einem jüdischen Waisenhaus uraufgeführt, gelangte ein Klavierauszug ins Ghetto Theresienstadt, wohin der Komponist und viele Beteiligte der Uraufführung bereits verschleppt worden waren.

Das Schauspiel lädt  zur sinnlichen Weltflucht und zur politischen Auseinandersetzung

Passend zu »Wundert Euch!« entführt der Schauspiel-Spielplan in ganz verschiedene »Wunderländer«. Hier ist vieles möglich: die Flucht aus der Realität oder das Zeigen einer Utopie, eine Welt, wie wir sie eigentlich bewohnen wollen. Eröffnet wird die Spielzeit mit der Uraufführung des preisgekrönten Theatertextes von Miriam Unterthiner: »Blutbrot«,der ein eher in Vergessenheit geratenes historisches Geschehen behandelt: wie Nazi Funktionäre und Verbrechernach Kriegsende mit Hilfe der lokalen Bevölkerung über die grünen Grenzen aus Österreich nach Italien fliehen konnten. Wie stellen wir uns der Verantwortung für diese Verbrechen im Heute? »Die Orestie« des antiken Dramatikers Aischylos gehört zu den großen Werken der Weltliteratur und gilt als frühestes schriftliches Zeugnis einer demokratischen Abstimmung. Regisseur Florian Hertweck zieht in seiner Inszenierung des Stoffes alle Register: vom Prolog als rhythmischem Sprechgesang über die antike Tragödie bis zu True Crime oder Volkstheater. Die Metapher eines »Wunderlandes«–oder eher Vergnügungsparks–verwendet Sarah Kilter in ihrem Auftragswerk für das Theater Aachen »Mysteryland«. Eine kluge Reflektion darüber, was es heißt, in zwei Welten  zu leben und die Ein-und Ausgrenzungen am eigenen Leib zu spüren. Das berühmteste Wunderland der Literatur betritt aber Alice aus dem Kinderbuchklassiker von Lewis Carroll. Erstmals 1865 erschienen, gehört »Alice im Wunderland« bis heute zu den faszinierendsten Werken. Bei uns kommt es als das diesjährige Familienstück mit neuer Musik von Schauspielmusiker Malcolm Kemp auf die Bühne–für alle ab 6 Jahren. In der zweiten Spielzeithälfte ab Januar 2026 wird es futuristisch: Die Stückentwicklung »2044.Chronik der Zukunft« stellt sich einer Wirklichkeit, wie sie von einigen politischen Kräften erwünscht und vorbereitet wird, vielen von uns aber große Angst macht: die Rückkehr des Autoritarismus und Faschismus. Parallel hierzu feiert in der Kammer der schauerromantische Klassiker »Frankenstein« von Mary Shelley Premiere, als Ausgangspunkt für ein Projekt über KI. Ein Theaterabend zwischen Science-Fiction und Schöpfungsmythos, zwischen Hoffen und Fürchten. Anknüpfend an die Auseinandersetzung mit neuester Technologie ist »Moskitos«, ein neues Stück der britischen Dramatikerin Lucy Kirkwood, Wissenschaftskrimi, Familiendrama und Coming of-Age-Geschichte in einem.

Mit »Romeo und Julia« wurde vor 200 Jahren das Theater Aachen eröffnet. Im Jahr 2026wird die Shakespeare-Handlung von einer partizipativ erarbeiteten Choreografie über heutige Liebeskonzepte und Paarkonstellationen gerahmt ausgehend von der Frage: Was wäre aus Romeos und Julias Liebe geworden, wenn sie nicht gestorben wären?

Auch im Konzertsaal entstehen neue Welten

Wer Musik macht, reagiert aufeinander, geht Verbindungen ein: Die Konzertspielzeit 25.26 steht ganz im Zeichen von »Chemical reactions«. Generalmusikdirektor Christopher Ward hat dieses Motto für seine Abschiedsspielzeit aus guten Gründen gewählt: »Es ist eine Saison, die geprägt ist von Begegnungen und Verbindungen, die in den letzten Jahren entstanden sind, und die auf eindrucksvolle Weise die Chemie zwischen den Musikerinnen und Musikern sowie den Solistinnen und Solisten widerspiegelt.« Acht Sinfoniekonzerte, benannt nach chemischen Reaktionen, präsentieren Werke seiner persönlichen »Bucket List« in spannenden Kombinationen. Nebenzahlreichen Highlights wie Carl Orffs »Carmina Burana« im 4. Sinfoniekonzert oder dem 5.Sinfoniekonzert, das zwei Skandalwerke, Johannes Brahms’ 1. Klavierkonzert und Igor Strawinskis »Le sacre du printemps«, gegenüberstellt, steht der Höhepunkt der Spielzeit am Schluss: Gustav Mahlers monumentale 2. Sinfonie, die »Auferstehungssinfonie«. Außerdem stehen in insgesamt drei Konzerten Werke der schon vielfach ausgezeichneten slowenischem Komponistin Nina Šenkauf dem Programm, diese Spielzeit »Composer in Focus«. Alles in allem ist die Spielzeit ein Versprechen des Teams um Generalintendantin Elena Tzavara: »an das Abenteuer, an die Widersprüche, an das große Staunen. Die Türen stehen offen–trotz Baustelle. Wundern wir uns gemeinsam – wir freuen uns auf Sie!«