Ursula von der Leyen mit dem Karlspreis ausgezeichnet
An Christi Himmelfahrt kamen wieder zahlreiche Gäste nach Aachen, um an den Feierlichkeiten zur Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen teilzunehmen. Mehr als 700 Personen versammelten sich am 29. Mai im Aachener Rathaus, darunter viele Politikerinnen und Politiker sowie ehemalige Karlspreisträgerinnen und Karlspreisträger, um der Verleihung des bedeutenden Preises an die EU – Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beizuwohnen.
Europa im Krisenmodus
Das große europäische Projekt steht angesichts zahlloser Krisen an einem Scheideweg. Entsprechend zogen sich die anhaltenden Bedrohungen der europäischen Gemeinschaft durch Krisen, Krieg und Klimawandel, durch Aggression und Desinformation von innen und außen, wie ein roter Faden durch die Karlspreisverleihung, die Veranstaltungen und die Gespräche im Umfeld. Gleichzeitig war aber auch von der daraus resultierenden Chance, von Aufbruch und Verantwortung die Rede. Demokratie und Freiheit in Europa zu verteidigen und zusammen den Bedrohungen zu trotzen–Das waren die Kernthemen der diesjährigen Karlspreisverleihung.
„Dieser Preis, diese Stadt, sind das Symbol für ein vereintes Europa.“
„Europa ist mein Leben. Und es ist die größte Ehre meines Lebens, heute hier vor Ihnen allen zustehen“, sagte die frisch gekürte Preisträgerin, als sie im Krönungssaal des Aachener Rathauses ans Rednerpult trat. „Dieser Preis, diese Stadt, sind das Symbol für ein vereintes Europa. So Vieles in Aachen zeugt von unserer Kultur und Geschichte. Das Wunder Europa–die Wiedervereinigung von Völkern, Geschichte und Schicksal–sind in dieser Stadt festgeschrieben. “Die Preisträgerin sprach von drei bedeutenden Denkmälern in Aachen, die von der Geschichte und Bedeutung Europas zeugen. Zunächst der Aachener Dom, „ein einzigartiges Zeugnis der geistigen, kulturellen und politischen Renaissance Europas, angestoßen durch die Vision Karls des Großen. “Als zweiten Ort wählte von der Leyen die von den Nationalsozialisten zerstörte alte Synagoge und schlug eine Brücke zur Aachenerin Edith Holländer und ihrer Tochter Anne Frank, deren Ausspruch heute noch beeindruckt: „Und doch, wenn ich zum Himmel schaue, denke ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird, dass auch diese Härte aufhören wird, dass wieder Ruhe und Frieden in die Weltordnung kommen werden. Inzwischen muss ich meine Ideale hochhalten, in den Zeiten, die kommen, sind sie vielleicht doch noch auszuführen.“ Die neue Synagoge in Aachen ist für von der Leyen „ein Symbol der Wiedergeburt, aber auch der Erinnerung. Eine schmerzhafte Mahnung an Europa, wachsam und unnachgiebig zu sein gegenüber all jenen, die Hass säen und unsere Gesellschaft spalten wollen. Niemals wieder dürfen wir uns auf diesen Wegbegeben. “Als dritten Ort nannte von der Leyen das Aachener Rathaus, wo vor 75 Jahren der europäische Vordenker Richard Coudenhove-Kalergi als Karlspreisträger ausgezeichnet wurde. „Auch er hatte eine Vision für Europa: ein Europa, in dem Menschen dank gemeinsamer Kultur und Werte, Freiheit und dem Respekt vor der Menschenwürde zusammenkommen“, sagte von der Leyen.
„Lang lebe Europa! “
Diese drei Symbole wählte von der Leyen, weil sie „aussagen, was es heißt, Europäerin und Europäer zu sein. Und was das für unsere Zukunft bedeutet. Sie zeigen uns, dass unsere Geschichte, die so grausam wie großartig ist, uns miteinander verbindet. Als Europäerinnen und Europäer. Als Generationen.“ Gleichzeitig sieht die Preisträgerin auch die Sehnsucht nach Erneuerung und Aufbruch. „Es ist an der Zeit, dass Europa erneut aufsteht und das nächste, große europäische Projekt verwirklicht. “Europa könne den Umwälzungen nicht tatenloszusehen, sagte von der Leyen. Sie forderte, nicht einem falschen Irrglauben zu verfallen, dass der Sturm einfach vorbeiziehen werde, und mahnte, Europa stünde vor einer grundlegenden Entscheidung: „Warten wir ab und reagieren wir nur auf die unmittelbare Krise? Akzeptieren wir ein vermeintliches Schicksal? Oder nehmen wir die Dinge selbst in die Hand und entscheiden selbst über unsere Zukunft? “Bundeskanzler Friedrich Merz hielt daran anschließend in seiner Rede fest: „Wir werden nicht am Rande stehen, wenn es darum geht, Freiheit und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde auf unserem Kontinent zu bewahren und zu stärken. “Merz sieht bereits einen neuen „Geist der Geschlossenheit“ zwischen den Staaten, angeführt von der Karlspreisträgerin Ursula von der Leyen, als „starke Vertreterin eines starken Europas“, die Europa in der Welt eine Stimme gibt: „Eine europäische Stimme. Dafür wirst du heute hochverdient mit dem Karlspreisausgezeichnet.“